MEREDITH MONK

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Momente eigener Urerfahrungen
Von Ute Schalz-Laurenze / Weser Kurier, Bremen

Beim Hinausgehen hörte ich: „Das kann man unmöglich finden, davon kann man völlig begeistert sein, man kann aber auch vollkommen ratlos sein: das letzte ist vielleicht nicht die unangemessene Reaktion.“ Tatsächlich ist es schwer, wenn nicht gar unmöglich, die Arbeit der New Yorker Theatermacherin, Sängerin, Komponistin, Choreographin und Filmregisseurin Meredith Monk in einen meßbaren Kriterienkatalog zu zwingen, weil genau das Unterlaufen dieser Kriterien den Ansatzpunkt ihrer Arbeit darstellt. Meredith Monk ist bis heute in Amerika Kultfigur der Avantgarde, bei uns seit dem Erscheinen ihrer inzwischen legendären Schallplatte „Dolmen Music“ 1981 bekannt. Nun trat sie im Rahmen des Musikfestes im Theater am Goetheplatz auf, präsentierte ihre Theaterperformance von 1990 „Facing North“ und einige ältere Stücke, die regelrechte Hits geworden sind.

Alle Musiktheaterstücke von Meredith Monk leben von der Grenzüberschreitung der Künste: unsemantische Vokalismen, die etwas Emotionales sagen, Bewegungen, die erkennbar musikalische Formen sind, Räume, die einen Sound oder einen Kontrapunkt bedeuten, oder Farben, die als Melodie zu verstehen sind. In dieser synästhetischen Praxis ist die Künstlerin, obschon eindeutig der Tradition der Minimal Music verhaftet, einzigartig geblieben und hat daraus ihren verkennbaren Personalstil entwickelt. In „Facing North“, das sie zusammen mit Robert Ean 1990 entwickelt und komponiert hat, geht es um zwei Menschen im kahl gewordenen Norden, der ein Bild für die Bedrohung der Menschheit bedeutet. Ob diese Menschen überleben, bleibt offen, sie arbeiten, sie wärmen sich, sie vollführen imaginäre äußerliche und innere Kämpfe, sie singen in ihrer Einsamkeit. Die rein musikalischen Mittel, die Monk einsetzt, haben unterschiedliche, ganz besonders auch durch den Verzicht auf Texte, viele komische Wirkungen: zum Beispiel der virtuos gesungene, in unserer Musikgeschichte um 1200 praktizierte sogenannte „Hoquetus“, das Durchsetzen zweier Melodien mit Pausen, die abwechselnd praktiziert werden.

Meredith Monk, die es ja überhaupt liebt, sich der älteren Musikgeschichte zu bedienen, führt in diesem Stück auch ein Organum vor, die erste zweistimmige Musik (parallel geführte Quinten und Quarten) aus dem frühen 12. Jahrhundert. Andere minimalistische Stücke ergänzen das dreiviertelstündige Werk, das den Zuschauer ganz ambivalent zurückläßt: Das Stück hat einen klaren politischen und durch das erste Bild – zwei Masken stehen klagend da und stellen kleine Menschen in eine Schneelandschaft – auch musiktheatralischen Anspruch. Der wird so nicht erfüllt, im Gegenteil. Es fehlt der Biß, die Perspektive, die Power, das uns Zunahetreten: der Bomben- und Maschinenlärm, der am Ende über die leere Bühne donnert, wirkt so naiv, daß man tatsächlich ganz ratlos ist. Und es wäreja auch nicht Meredith Monk, ein hoch reflektierende Künstlerin – siehe nebenstehendes Gespräch -, wenn dieses tatsächlich die einzige Dimension des Stückes wäre. Die enorme Bühenpräsenz und das spirituelle Charisma ihres Gesanges garantieren eine zweite Ebene: es gibt immer wieder Momente, die ganz tief unsere eigenen Erfahrungen erreichen, nicht laut und plakativ, sondern zart, versteckt und leise. Aber das sind nur Momente.

siehe auch America Projects

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